Einschulung und ihre Konsequenzen
- 3fachMama (zur Erleichterung des Lesens benutze
- 6. Nov. 2016
- 4 Min. Lesezeit

Es gibt ein Thema, dass mich in letzter Zeit ganz besonders beschäftigt, und dass ist die Einschulung.
Es geht sowohl um die Einschulung selbst, um die Altersgrenze und um die Schule in ihrem allgemeinen Aufbau. Denn, sind wir mal ehrlich, am System hat sich seit meiner eigenen Schulzeit nichts geändert.
Es ist richtig, einige Bundesländer haben die Richtlinien etwas verändert, so liegt die Schulpflichtgrenze nun nicht mehr beim 30. Juni sondern beim 30 September. Dies widerum bedeutet, die Kinder werden noch früher eingeschult - was soll das bringen?
Mal im Ernst, ich bezweifle wirklich stark, dass es der Karriere eines Kindes abträglich sein könnte, wenn es anstatt mit sechs Jahren erst mit sieben Jahren eingeschult wird, Wohl aber glaube ich, dass man seine Persönlichkeit auf Dauer schädigen kann, schickt man es zu früh.
Es wäre ja auch im Prinzip kein Problem ein Kind schon mit Fünf zur Schule zu schicken, wenn diese darauf eingestellt wären, kleinen Kindern gerecht zu werden, der Großteil ist es jedoch nicht.
Ich mache hier auch den Lehrern keinen Vorwurf, zumindest denen nicht, die täglich ihr Bestes geben. Prinzipiell sind es nicht einmal die Eltern, die zuviel Angst vor Veränderung haben, vielmehr ist es das System, dass Opfer schief gelaufener Schulformen nicht auffängt - sei es mit einem emanzipatorischen bedingungslosen Grundeinkommen, damit wäre zumindest ihr Auskommen gesichert.
Sind wir doch mal ehrlich, welcher Elter ist damit einverstanden, dass sein Kind zum Versuchskaninchen für eine neue Schulform wird? Die Veränderung muss aus den Schulen heraus, bzw. die Erlaubnis dafür aus den Kultusministerien kommen und es muss für einen reibungslosen Übergang ins Berufsleben gesorgt werden. Es muss, seitens des Bundes, mehr in Bildung investiert werden, was sich in hochwertigeren Materialien, die auf dem neuesten Stand sind, und in deutlich mehr Ausbildungspersonal manifestiert. Kinder sollten mit Berufen in Kontakt kommen, bevor sie in die Bredouille kommen, sich für eine Ausbildung bewerben zu müssen. Und ganz wichtig, denn nur so funktioniert es hierzulande ja, die Wirtschaft muss es fordern.
Wir können mittlerweile hundert Jahre alt werden, der Durchschnitt wird um die siebzig Jahre alt, warum müssen Kinder dann schon im Kindesalter oder noch besser, in der Pubertät (in der man ganz andere Probleme hat, als die berufliche Zukunft) entscheiden, was sie den Rest ihres Lebens machen wollen? Warum kann die Schule nicht bis Mitte Zwanzig gehen und spätestens ab der sechsten Klasse nur noch in kleinen Interessensschwerpunktsgruppen stattfinden?
Mal im Ernst, ein Kind, dass sich immer schon ganz besonders schwer mit Mathe getan hat, wird kaum einen Beruf ergreifen wollen, in dem Mathe ein Schwerpunkt ist. Warum also muss man dieses Kind mit Formeln quälen, welches es im Leben nie wieder benötigen wird? Starres militärisches Drillen macht heutzutage keinen Sinn mehr. Qualifikationen wie Kreativität, flexibles Denken, manigfaltige Fähigkeiten, etc., werden im Berufsleben mehr und mehr benötigt, aber hier versagt die Schule.
Wir haben uns früher, in der eigenen Schulzeit, schon gefragt, wozu wir den Mist je brauchen werden und ganz ehrlich, den Großteil davon brauchte ich nie wieder. Ich weiß, darum geht es in der Schule auch nicht, aber stiller Gehorsam ist verjährt. Andere Dinge, wie z. B. Englisch hätte ich sehr wohl gebraucht, aber mein Schulenglisch war nahezu nutzlos. Nicht umsonst ist Englisch eine 'Sprache', aber 'gesprochen' haben wir im Unterricht so gut wie nie. Wir haben Grammatik gepaukt, Texte übersetzt und Lückentexte ausgefüllt. Es ging auch niemals darum, ein Gefühl für die Sprache zu bekommen und so zog es sich im Prinzip durch jedes einzelne Fach - es war nicht praxisbezogen.
Das mag sich in einigen Teilen verbessert haben, aber das Prinzip, also die Herangehensweise, hat sich leider nicht verändert.
Überdurchschnittlich intelligente Kinder werden noch immer - ja auch von den Lehrkräften - ausgegrenzt, weil sie von der Norm abweichen und stören. Um sie zu erkennen und speziell zu fordern fehlt es an dafür ausgebildetem Personal. Diese besonders begabten Kinder werden entweder gar nicht erst als solche erkannt: "Man erkennt nur, was man selbst ist" (frei nach Immanuel Kant) oder „Man sieht nur, was man weiß.“ (Johann Wolfgang von Goethe) oder sie sind lästig.
Höher intelligenten Kindern fällt es meist schwerer Anschluss zu finden, da sie es mit Neid oder Unverständnis zu tun haben. Meiner Ansicht nach wäre es notwendig Begabungstest, bereits im Kindergartenalter (möglich sind diese Tests ab etwa drei Jahren)- und dann alle zwei bis drei Jahre wiederholt, einzuführen, die, wie die U-Untersuchungen, für alle verpflichtend sind und am besten von den Krankenkassen übernommen werden. So kann sichergestellt werden, dass jedes Kind seinen Begabungen entsprechend, gefördert wird. Natürlich muss dann auch für die entsprechenden Förderungen gesorgt werden. So würden sich gleichgesinnte Kinder zusammenfinden und das würde sie auch persönlich beflügeln.
Wieso beschäftige ich mich damit? Ganz einfach, in meiner unmittelbaren Umgebung gibt es einige höher bis hochbegabte Kinder, die bestenfalls einfach durchs Raster fallen oder schlimm gemobbt werden, neben der Tatsache, dass sie sich im Unterricht zu Tode langweilen.
Mein Großer ist gerade fünf Jahre alt geworden und mir flatterte vor einigen Wochen ein Schreiben des Gesundheitsamtes ins Haus für die U9 - Vorsorge vor der Einschulung. Er wird gerade Fünf! Geistig, also intellektuell, mag er schon länger bereit für die Schule sein, aber emotional nicht. Er wird dort zerstört werden. All seine Begeisterung, sein Eifer, sein Wissensdrang, sein Forscherdrang, etc. würde dort im Keim erstickt werden, weil er schneller ist und denkt und weiter ist und denkt, als andere Kinder. Diese Erkenntnis und die, im Prinzip nichts dagegen tun zu können, weil es mir an den Mitteln fehlt, schmerzt mich tief und lässt mich nahezu verzweifeln, mangels Alternativen.
Comments