Pisa und der Zerfall unserer Schulen
- 3fachmamasleben
- 7. Dez. 2016
- 4 Min. Lesezeit
Also mal ehrlich, wenn die Pisa-Tests im Internet auch nur im Entferntesten den Lehrstoff der Schulen widerspiegeln, sollte uns angst und bange werden. Was haben diese Fragen mit dem zu tun, was unsere Kinder im späteren Leben brauchen? Vereinzelt ist sicher etwas Nützliches dabei, aber im Ganzen?
Nehmen wir mal das Fach Geschichte als Beispiel. Natürlich ist es wichtig unsere Geschichte zu kennen, um zu wissen wo wir herkommen und um gewisse Fehler nicht zu wiederholen - auch wenn es bisher nicht wirklich funktioniert hat. "Die Geschichte lehrt uns, dass die Geschichte uns nichts lehrt" (Mahatma Ghandi). Vielleicht liegt das aber auch an der Auswahl der Themen. Natürlich ist die französische Revolution wichtg für die europäische Geschichte, nur hat sie das heilige römische Reich deutscher Nation kaum berührt und hier liegt doch schließlich die Geschichte unseres Landes. Diese zu kennen ermöglicht es uns z. B. Fragen wie die nach der Zuständigkeit, von Ländern, Bund und Kommunen, besser zu verstehen. Hier kommt z. B. das Wissen über die Notverordnungen im 3. Reich zum Tragen, etc. Aber weshalb ist Ludwig IVX da wichtig? Als Grundwissen sicher nicht. Natürlich können/sollten sich geschichtsinteressierte Jugendliche damit näher befassen können, indem sie z. B. Extrakurse belegen, aber ich finde das sollte nicht, der Vereinfachung halber, allen aufgezwängt werden und andere Themen kommen dafür zu kurz.
Ein anderes Beispiel ist Mathe. Natürlich muss jedes Kind die Grundrechenarten, Dreisatz, etc. lernen, aber warum Analysis oder Stochastik? Das sollte doch denen vorbehalten sein, die sich dafür tatsächlich interessieren und die damit später tatsächlich beruflich arbeiten wollen.
Ebenso Gedichtsinterpretationen, die auch dem letzten Kind die Freude an der Poesie vergällt.
Ich will damit sagen, dass ich der Ansicht bin, dass die Grundschule auf sechs Jahre verlängert werden sollte - natürlich nicht so, wie sie jetzt ist. Eine Grundschulklasse sollte, aus den nachfolgenden Gründen, zehn Schüler in der Anzahl nicht überschreiten. In der Grundschule sollte es letztlich darum gehen, jeden einzelnen Schüler in seinen Fähigkeiten und Interessen zu fördern, nicht, wie derzeit noch, darum, ihn möglichst obrigkeitsgefügig und gesellschaftskonform zu formen. Es sollte darum gehen, Kreativität und Flexibilität zu fördern, nicht darum sie zu ersticken. Es sollte darum gehen, dass man den Kindern hilft ihre Potenziale voll zu entfalten, nicht darum, sie zu unterdrücken. Natürlich erfordert das auch das entsprechende Personal und das in deutlich höherer Anzahl. Das ist bisher nicht der Fall und jeder Versuch etwas Neues zu schaffen, was, beruflich gesehen, notwendig gefordert wird, wenn die heutigen Grundschüler erwachsen sein werden und ihr Leben selbst meistern müssen, wird im Keim erstickt.
Nach der Grundschule sollte es keine Klassenverbände mehr, sondern nur noch Projekte und Kurse geben, die nicht altersspezifisch, sondern interessenspezifisch angeordnet sind. Es gibt dazu mehr als genug Ideen von fundiertem Fachpersonal. Auf diese Weise würden die Fähigkeiten, die im späteren Berufsleben zwingend erforderlich sein werden, spielerisch gefördert.
Die Entwicklung der Schulen stagniert, während sie in der Arbeitswelt so schnell voranschreitet, dass man z. T. nicht schnell genug gucken kann. Woran liegt es? Sicher z. T. an den Kultusministern, die nur in Legislaturperioden denken und an resignierten Lehrkräften, die, auf Teufel komm raus, jedes verdammte Jahr ein und den selben Lehrstoff auf ein und die selbe Art herunterleiern, so dass auch dem motiviertesten Schüler die Lust am Lernen vergeht. Aber es gibt auch andere Lehrer. Es gibt (zumeist Privat-)Schulen, an denen es ganz anders geht. Selbst die Wirtschaft, der die Politik hörig hinterher kriecht und der wir unter Anderem das Abitur nach 12 Jahren zu verdanken hatten, rudert mittlerweile zurück, weil sie festgestellt hat, dass sie mit diesen Abiturienten gar nichts mehr anfangen kann.
Woran liegt es also? Na, an uns, an den Eltern. Kein Elternteil will, dass sein Kind als Versuchskarnickel einer neuen Schulform herhalten muss, während die anderen Schüler auf die herkömmliche Art lernen und später erfolgreich sind. Das ist auch absolut nachvollziehbar. Was wir Eltern gerne vergessen ist, dass das Leben unserer Kinder, wenn sie einst erwachsen sind, ganz anders aussehen wird, als unseres.
Unsere Kinder haben nicht mehr die Zeit, dass wir erstmal ein paar Dekaden ins Land ziehen lassen, bis wir uns dann vielleicht auf irgendwas geeinigt haben, dass gar nicht unsere, sondern ihre Zukunft betrifft. Geht es mit den Schulen unverändert, auf die bisher gültige, preussisch wilhelminische Art, weiter, haben unsere Kinder, bis auf sehr wenige, besonders resistente und pfiffige Einzelfälle, nur eine einzige Zukunft und die heißt dann letztlich: "Altersarmut".
Selbst viele Eltern unserer Generation fürchten sich zu recht davor, schon für sich selbst, weil der bisherige Lebensweg und das, was sie vorzuweisen in der Lage sind (Zertifikate), von dem, was man gelernt hat, für eine gute Rente nicht ausreicht. Wir alle wissen im Prinzip, dass alle, die jetzt noch unter 40 sind und nicht zu den oberen 10 000 gehören, bereits heute mit einer Verarmung im Alter rechnen müssen, es sei denn sie haben auf die richtige privare Altersversorgung gesetzt - und das wissen wir erst, wenn es soweit ist.
Oder wir haben bis dahin ein emanzipatorisches BGE - man wird ja träumen dürfen.

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