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Ehre, wem Ehre gebührt?

  • 3fachmamasleben
  • 18. Juni 2017
  • 3 Min. Lesezeit

Helmut Kohl (6. Bundeskanzler 1982 - 1998) Bild von Stuttgarter-Zeitung.de

Ich weiß, meine Ansichten muten manchem ein wenig wunderlich an, aber im Ernst, geht es tatsächlich nur mir so?

Wie kann ein Mensch, der so viele Menschen ins Unglück gestoßen hat, der ein ganzes Land derart negativ beeinflusst hat, dass es vermutlich noch Dekaden benötigen wird, sich davon wieder zu erholen, ein Mann, der sich über Recht und Ordnung hinweg gesetzt hat, wie es ihm beliebte, wie kann der ein Ehrenbürger des Landes werden? Ich dachte immer, 'Ehre', das ist der persönliche Wert eines Menschen, etwas durch ehrbares Handeln hervor Gerufenes, nicht das genaue Gegenteil davon.

Ja, ich weiß, dass Ehre und Würde in diesem Land im besten Falle noch bekannte Wörter sind, sich aber kaum noch im Handeln der Menschen widerspiegeln, doch ich habe im Ernst gehofft, dass es nicht auch noch belohnt wird, durch öffentliche Huldigungen.

Wenn es tatsächlich so ist, dass nur diejenigen am Weitesten kommen, am meisten verdienen, all das bekommen, was sie wollen, die hinterhältig, bösartig und sadistisch sind, die keine Rücksicht auf das Leben und Gefühle Anderer nehmen, warum, verdammt nochmal, versuchen wir dann, auch in den Kindergärten und in der Schule, unseren Kindern genau das Gegenteil einzutrichtern, noch bevor sie laufen können? Warum bestärken wir sie dann nicht darin, dass es gut ist, dem Michael* die Schaufel über den Kopf zu ziehen und sich das Sandförmchen zu stehlen? Warum belohnen wir das Kind, das die Süßigkeitenschublade geplündert hat dann nicht noch mit einem Eis oder einem Comic? Ganz einfach, oder? Weil wir es im Prinzip alle nicht in Ordnung finden, wenn sich jemand so verhält. Nur diejenigen, bei denen die frühkindliche Erziehung gefruchtet hat, mögen gegen derartige Störenfriede gar nicht angehen, denn sie kennen das Gefühl von Skrupeln und sie fürchten sich.

Furcht, das ist das unbestimmte Angstgefühl, welches sich nicht einordnen lässt, von dem man nicht genau weiß, wo es herkommt. Furcht lässt sich, im Gegensatz zu Angst, nur schwer bekämpfen. Der Mensch hat die Eigenschaft, sich seiner Furcht zu beugen und am besten darin sind die Deutschen. "Bevor mir nachher was passiert, lass ich es lieber". Das sich Einmischen ist keine deutsche Tugend. Das sich Beschweren auch nicht. Schließlich heißt es nicht umsonst, sich beschweren, man bürdet sich eine Last auf, man übernimmt Verantwortung, für sich und für Andere. Das will der Deutsche nicht. Verantwortung wird hierzulande als negativ betrachtet. Die Wenigsten übernehmen gerne Verantwortung und das meist auch nur dann, wenn sie sich etwas für sich persönlich davon versprechen.

So erklärt es sich dann natürlich auch, dass viele großes Verständnis für Helmut Kohl haben. Wären sie so stark und ehrgeizig gewesen, sich in eine solche Position hoch zu arbeiten, hätten sie wohlmöglich genauso gehandelt.

Es ist aber nicht die Funktion eines Bundeskanzlers, ein Land so umzuformen, wie es für ihn am Schönsten ist. Seine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es jedem Menschen im Land gut geht, egal, ob alt oder jung, stark oder schwach, gesund oder krank. Wir leben in einer sozialen Gemeinschaft, in der jeder ein Recht auf Solidarität, Essen und Trinken, Kleidung und einem Dach über dem Kopf hat. Es hat sogar jeder ein Recht auf den unteren Lebensstandard und das schließt u. A. Strom und fließendes warmes Wasser ein. Ja, Helmut Kohl war gegen Hartz IV, so zumindest mein Kenntnisstand, immerhin, aber verhindert hat er es nicht, im Gegenteil, er hat das Land überhaupt erst soweit in diese Richtung getrieben, dass es dazu kommen konnte. Ja, ich weiß, in seinen letzten Jahren hat er die Politik der Bundesrepublik verflucht, immer außer Acht lassend, dass er den Weg dahin erst möglich gemacht hat. Er war doch ein Christ, dann sollte ihm das Folgende doch geläufig sein: "Altes Testament, Hosea, Kapitel 8, Vers 7: „Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten. Ihre Saat soll nicht aufgehen; was dennoch aufwächst, bringt kein Mehl; und wenn es etwas bringen würde, sollen Fremde es verschlingen.“" Kommt das irgendjemandem bekannt vor, im Kontext meine ich?

Ich denke, es gibt keinen Grund um Helmut Kohl zu trauern, er hatte ein erfülltes Leben. Er hat Anderen Grund zum Trauern bereitet, aber nicht um ihn.

*Beispiel

 
 
 

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