Was bringt uns Gleichberechtigung ohne Gleichstand?
- 3fachMama (zur Erleichterung des Lesens benutze
- 13. Apr. 2018
- 4 Min. Lesezeit

Ich habe nichts gegen Gleichberechtigung, das will ich gleich mal klarstellen. Ich halte auch nichts davon das Ganze umzudrehen und nun die Männer zu unterdrücken. Aber haben wir hierzulande tatsächlich Gleichberechtigung, ich meine leben wir sie? Mein alter Philosophielehrer sagte einmal: "Hätten wir tatsächlich Gleichberechtigung, müssten wir nicht Gendern?" und er hat absolut recht.
Ich sehe viele Probleme für uns Frauen, selbst mit Gleichberechtigung, denn aus "gleichen Rechten" werden ja nicht zwangsläufig "gleiche Möglichkeiten".
Nehmen wir mal an, wir hätten hierzulande tatsächlich überall Gleichberechtigung, dann wäre der erste Schritt getan - wohl gemerkt, der erste Schritt. Spätestens jedoch, wenn sich eine Frau für Kinder entscheidet ist es mit den gleichen Möglichkeiten dahin.
Beispiel: Gehen wir von einem gut verdienenden Paar aus - keine Beamten. Ob verheiratet oder nicht spielt hier nur eine untergeordnete Rolle. Nun wollen beide Kinder, beide wünschen es sich gleich stark.
Die Frau wird schwanger, alles läuft gut, sie bekommt das Kind und bleibt erstmal zu Hause. Damit hat sie ihrer Karriere ein Ende gesetzt. Möchte die Frau ihr Kind oder gar ihre Kinder selbst groß ziehen, ist sie für ihr weiteres Leben vom Wohlwollen ihres Mannes und der Gesellschaft abhängig. Das klingt hart und dogmatisch, aber letztlich ist es so.
Ist eine Frau nun auch noch alleinerziehend, sieht ihr Los noch schwärzer aus. Was bringt ihr die waage Berechtigung selbst einem Beruf nachgehen zu dürfen, wenn sie keinen bekommt? Die Jobcenter sind voll von gut qualifizierten alleinerziehenden Müttern. Denn eine gute Qualifikation und ein unbedingter Arbeitswille reichen einfach nicht aus.
Allein die Möglichkeit, dass Du wegen kranker Kinder ausfallen könntest, kostet Dich bereits im Vorfeld den Job.
Ich kenne ganz ehrlich keinen Mann - und ich habe mich umgehört - der im Einstellungsgespräch gefragt wird, wo er während der Arbeitszeit seine Kinder lässt und ich kenne keine Frau die es nicht gefragt wurde.
Bewerben sich eine Alleinerziehende und ein Mann - gleich, ob alleinerziehend oder nicht - um eine Stelle und die Frau ist nur ein wenig höher qualifiziert, wird zu hoher Wahrscheinlichkeit der Mann diese Stelle bekommen. Und ganz ehrlich, ich verstehe das. Wäre ich der Chef, am besten noch der Firmeninhaber und meine eigene Existenz hängt maßgebend von der Existenz der Firma ab, würde ich ebenso handeln, ganz einfach, weil ich so ein Risiko nicht eingehen kann. Es muss also Maßnahmen von Seiten des Staates geben.
Die Politik der letzten 30 Jahre - nur über den Daumen gepeilt - hat die Familien, so wie sie es mal gab, zerstört. Wo leben denn noch mehrere Generationen unter einem Dach? - Wer kann sich das noch leisten? Wo helfen sich die Familienmitglieder denn tatsächlich über lange Zeit, am besten für immer? Wo sind Oma und Opa, Onkel und Tanten in greifbarer Nähe? Wo werden die Kinder noch von der ganzen Familie aufgezogen?
In diesem Land kann die mittlere Generation nicht beruhigt zur Arbeit gehen, weil für die Kleinen schon gesorgt wird, also muss der Staat entsprechend einspringen.
Bisher werfe ich nur Ideen in den Raum und habe keine raumübergreifenden Konzepte. Ich finde auch nicht, dass dies allein meine Aufgabe ist, ich merke lediglich die Schwachstellen unserer Gesellschaft an und es ist an uns allen etwas daraus zu machen.
Nehmen wir zum Beispiel den Arbeitgeber der fürchtet, dass er entweder enorme Mehrkosten oder hohe Verluste zu befürchten hat, wenn wichtige Arbeitnehmer regelmäßig wegen kranker Kinder ausfallen. Da sollte es doch, ähnlich wie
z. B. die Lohnfortzahlung der Krankenkassen, die Möglichkeit geschaffen werden, dass dem Arbeitgeber dieser Ausfall vom Staat ersetzt wird.
Oder wir machen es ganz anders, wir führen ein angemessen hoch angesetztes emanzipatorisches BGE ein, etwa 2000 € monatlich für jeden volljährigen Bürger und 600 € für jeden minderjährigen. Dass es ohnehin viel zu wenig bezahlte, dafür aber einen riesigen Haufen an ehrenamtlicher Arbeit gibt, ist Tatsache. Dass Menschen die Leistungen nach dem SGB beziehen, nicht ehrenamtlich arbeiten dürfen, ist auch eine Tatsache.
Mit diesem BGE nun hätten die Arbeitnehmer die Möglichkeit nur noch Lohn zu zahlen und Gehälter vollkommen wegzulassen (Unterschied: Ein Gehalt ist eine festgesetzte Bezahlung für einen Monat. Lohn wird nach Stunden oder nach Stückzahl vergütet). So müssten sie dann auch nur noch für geleistete Arbeit bezahlen und die andere Zeit fängt das BGE auf - ja, es ist zu finanzieren. Die vorhandene Arbeit kann ganz anders auf die Bevölkerung aufgeteilt werden.
Ein angemessen hoch angesetztes emanzipatorisches BGE wäre ein enormer Fortschritt gerade für die Freiheit der Frau. Ich habe in den letzten Jahren so viele Frauen gesehen, die alle nur deshalb noch in ihrer Ehe oder Lebenskonstellation sind, weil sie Angst um ihre wirtschaftliche Existenz haben, sprich: Der Partner verdient das meiste Geld. Ein großer Teil der Frauen ist einfach unglücklich, viele haben resigniert.
Viele der dazu gehörigen Männer genießen ihre Rolle und machen sich überhaupt nicht die Mühe ihrer Frau das Leben zu verschönern - schließlich haben sie ja eine Frau, damit sie ihnen das Leben verschönert. Diese Männer würden sich alle umgucken, bei Einführung eines emanzipatorischen BGE, aber es liegt letztlich nicht am BGE wenn die Frau geht.
Ich habe hier nur ein kleines Beispiel aufgegriffen, es gibt derer unzählige.
Dieses Land ist enorm kinderfeindlich und somit auch mütterfeindlich. Es ist an uns allen das umgehend in Angriff zu nehmen.
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