Scheidung: Weltuntergang oder Neuanfang?
- 3fachMamasLeben (zur Erleichterung des Lesens
- 8. Nov. 2018
- 5 Min. Lesezeit

Gestern war endlich meine Scheidung. Ich weiß nicht wieviele Monate ich darauf hingefiebert habe und schon gar nicht kann ich genau sagen, wieviele Monate ich es mir gewünscht habe, bevor ich den Mut dazu aufgebracht habe. Mut, genau den braucht es. Es reicht nicht aus, gedemütigt, belogen und betrogen zu werden, was es vor Allem braucht ist Mut. Schließlich wissen wir nicht, was uns erwartet.
In meinem Fall war es nicht eine Trennung, wie jede Andere. Diesmal war ich verheiratet und hatte drei Kinder mit diesem Mann. Wir wollten uns gemeinsam eine Zukunft aufbauen - nun zumindest ich wollte das.
Wir haben damals beide studiert und nagten währenddessen am Hungertuch. Wir wollten eine Familie gründen - obwohl er beziehungstechnisch eher ein Kompromiss war, also mehr eine Zweckbeziehung und das wusste er auch und wollte es trotzdem unbedingt und ich wollte unbedingt Kinder - und haben uns darauf geeinigt, dass zuerst er so schnell es geht zuende studiert und ich währenddessen die Kinder - es waren immer drei geplant - bekomme und aufziehe. Danach sollte er sich schnell einen anständig bezahlten Job suchen, damit ich dann wieder studieren könnte.
Tja, Fleutsche piepen. Ja, ich wurde schwanger. Und er veränderte sich langsam. Kurze Zeit später lag seine Mutter im Sterben - zu dieser Zeit war eigentlich die Hochzeit geplant, was wir natürlich erstmal auf unbestimmte Zeit verschoben. Er war mit der Situation überfordert und hatte sich gleichzeitig um wichtige Hausarbeiten zu kümmern, für die die gesetzte Frist bald auslief. Somit schob ich seine Verhaltensveränderung zuerst einmal darauf. Aufgrund dieses Stresses bekam ich eine Cervix Insuffizienz und durfte ab da, ich war im 6. Monat schwanger, nur noch liegen, toll!
Kurze Zeit später mussten wir dann von dem einen Tag auf den Anderen heiraten, weil er ohne die Familienversicherung, die er über mich so bekäme, nicht hätte weiter studieren dürfen, weil ihm seine eigene Versicherung, aufgrund der horrenden dort angehäuften Schulden, keine Bescheinigung ausstellen wollte. Schön, schließlich stand meine Zukunft auf dem Spiel. Ich schleppte mich also vorsichtig zum Standesamt, immer in der Angst eine Frühgeburt auszulösen und heiratete ihn mal eben. Das hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Auf die Geburt gehe ich ein Andermal näher ein, sonst wird das hier ein Roman und kein BLOG Beitrag.
Sieben Wochen nach der Geburt war ich wieder schwanger. Er wurde immer unausstehlicher. Es ging ausschließlich um ihn, seine Wünsche, seine Probleme, seine Bedürfnisse, und die Streits begannen.
Zwischendurch ging er dann mal wieder auf mich ein, weil ihm aufgefallen war, dass er nicht so offensichtlich raushängen lassen durfte, dass ihn meine Wünsche und Bedürfnisse, geschweige denn Sorgen und Probleme eigentlich gar nicht interessierten. Wir schmiedeten Zukunftspläne - dachte ich.
Nach der Geburt meines zweiten Kindes hatte ich, aufgrund der beiden gerade so überstandenen Geburten und den fürchterlichen Schwangerschaften furchtbare Angst davor das noch einmal durchzustehen, wünschte mir aber trotzdem weiter mein drittes Kind. Körperlich hatte ich schwer gelitten und war optisch, nicht zu meinem Vorteil, nicht wieder zu erkennen. Aufgrund der Symphysenlockerung, durch die Schwangerschaften konnte ich kaum laufen. Eine falsch Bewegung und die Hüfte glubschte aus der Symphyse - "Auah"!
Die Zeit ging ins Land und er schob hier ein Zusatzsemester ein und dort und meine Geduld schwand dahin. Ich beschwerte mich immer öfter darüber, dass er mich bis zuletzt im Unklaren ließe und dann angeblich "keine Wahl" hatte, als ein weiteres Semester dran zu hängen, weil er die benötigten CP nicht zusammen hätte und das, obwohl ich ihm bereits ein paar Hausarbeiten entweder ganz oder teilweise geschrieben hatte - auf die er mit Abstand die besten Noten bekam. Ich fragte ihn warum, schließlich war er täglich von 8:00 bis 22:00 außer Haus, was er denn da sonst täte, wenn nicht studieren.
Daraufhin durfte ich mich dann beleidigen und anschimpfen lassen, nur eine befriedigende Antwort bekam ich nicht. Da mein Anspruch auf BAföG mittlerweile verwirkt war und ich somit darauf angewiesen war, dass er endlich arbeiten ging, waren meine Alternativen, mit zwei kleinen Kindern, für die ich auch da sein wollte, gleich Null. Ich saß in der Warteschleife fest, während ich zusah, wie die Jahre an mir vorbei zogen.
Langsam hatte ich meine Angst vor der Schwangerschaft und einer weiteren qualvollen Geburt überstanden und wünschte mir das dritte Kind. Ich weiß, wenn man sich die Hintergründe ansieht, kommt einem das eigenartig vor, aber Kinder zu bekommen, war der Hauptgrund für diese Beziehung, dafür nahm ich all diese Opfer auf mich. Er wusste auch, dass er, hätte er diese Kinder nicht gewollt, überhaupt nicht infrage gekommen wäre.
Nun wollte ich das dritte Kind und er weigerte sich. Ich konnte es nicht fassen, was denn noch? Nein, das wäre ihm zu stressig ich müsste mich psychologisch beraten lassen, mein Kinderwunsch wäre völlig abnormal. So ging das etwa ein Jahr und ich wurde immer frustrierter. Irgendwann war ich soweit, dass ich mich entschieden hatte, mein drittes Kind auf jeden Fall zu bekommen, mit oder ohne ihn. Dies sagte ich ihm und stellte ihn vor die Wahl. Ich hätte beides akzeptiert, aber er entschied sich letztlich für das Kind, um mir dann die ganze Schwangerschaft vorzuhalten, ich hätte ihm das Kind aufgenötigt und die Schwangerschaftsbeschwerden seien dafür die gerechte Strafe - was nicht stimmt, ich hätte es auch mit jemand Anderem bekommen.
Kurz vor der Geburt des dritten Kindes fing er endlich an seine Bachelorarbeit zu schreiben. Das Ergebnis war katastrophal - gerade so bestanden! Ich war schockiert, wofür hatte er dann bitte so lange gebraucht? Wofür hatte ich all diese Opfer gebracht? In der Zeit, die er gebraucht hat, hätte ich locker Bachelor und Master abgelegt und wäre schon arbeiten gegangen. Nun musste aber unbedingt auch noch ein Master drangehängt werden, obwohl er mit diesem Abschluss endlich hätte arbeiten gehen können.
In dem Semester zwischen abgeschlossenen Hauptstudium und Master nötigte ich ihn, sich nach einer bezahlen Beschäftigung umzusehen, aber für 15 € die Stunde wollte er nicht arbeiten gehen, er sei schließlich studiert.
Bei der Geburt wollte ich ihn auf keinen Fall dabei haben und er legte auch keinen Wert darauf. Für das Kind zeigte er keinerlei Interesse, so dass ich es letztlich, nach vielen Pros und Kons, nicht mehr aushielt.
Schon während der Schwangerschaft hatten wir ein Gespräch, dass er wegen der beiden vorhandenen Kinder die Beziehung aufrecht erhalten wolle und wenn ich nicht wollte, wäre ich diejenige, die die Familie zerstört - ah ja. Denn selbstverständlich, so hat es die Geschichte uns gelehrt, ist es die Frau, die das Leid auf ihren Schulter zu tragen hat, neben allen anderen Dingen, die täglich anfallen, damit der Mann ein möglichst sorgloses Leben führen kann - "So seh ich aus!"
Um es auf den Punkt zu bringen: Wir lebten mit zwei, dann irgendwann drei Kindern von Sozialeistungen, die in meinen Augen selbstverständlich nur ein vorübergehender Übergang zu sein hatten, und mussten regelmäßig zur Tafel. Wenn ich wieder mit dem Thema anfing, wann er denn mal endlich fertig studiert hätte, sagte er allen Ernstes: "Wieso, wir leben doch gut." Bitte?! Er vielleicht, wir ganz sicher nicht.
Meine Schwester war schon eine ganze Weile alleinerziehend, so dass wir uns dazu entschlossen unsere Recourcen zusammen zu schmeißen.
Viele Frauen machen den Fehler aus Mitleid mit einem Mann zusammen zu kommen, auch mit dem Hintergedanken, dass dieser sich dann aus "Dankbarkeit" oder einfach, weil er sich bewusst sein sollte, so eine Chance nie wieder zu bekommen, entsprechend zuvorkommend verhält. Das geht im Allgemeinen nach Hinten los. Erstens, weil ein Mann so etwas nie tun würde und deshalb im Leben nicht darauf kommt aus "Mitleid" genommen worden zu sein. Zweitens, weil gerade die kleinen Würstchen ein übersteigertes Selbstbewusstsein haben, welches sich ins Unerträgliche steigert wenn sie, die geilen Hengste, auch noch so eine Frau abbekommen haben.
Frauen verkaufen sich zu oft unter Wert. Warum? Weil sie so erzogen wurden und diese Indoktrinierung nur sehr schwer loszuwerden ist.
Zudem hat ein Großteil der verheirateten Frauen mit Kindern das Problem, dass sie wirtschaftlich ruiniert wären, würden sie sich trennen. Ausschließlich aus diesem Grund ertragen sie ihr Los. Von der Männerwelt genauso gewollt? Eine Unterstellung(?).
Also zurück zu meiner Frage: "Scheidung: Weltuntergang oder Neuanfang?"
Antwort: "Neuanfang!" Endlich frei! Bereit für die echte Liebe oder zumindest das Leben.
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